Abschiedsrede des Vorsitzenden Alfons Velz auf Gottfried Keller

(gehalten in der Pfarrkirche zu Rocherath am 19. Juli 2006)

Liebe Trauerfamilie, liebe Trauergäste, lieber Gottfried

Als Du vor drei Wochen in Holland nach einem turbulenten Kunstflug aus dem Flugzeug von Frank Versteegh ausstiegst, hast du gestrahlt – und du hast tagelang gestrahlt. Ein wenig können wir alle von deiner Freude in diesem Augenblick mitzehren, denn das Foto auf dem Andenkenblatt, das wir in Händen halten, ist in diesem Augenblick geschossen worden.

Gottfried, du hast - wie wir alle - Träume gehabt. Du hast viele Träume gehabt – vielleicht aus mancher Sicht zu viele. Seit frühester Kindheit hast du dich für alles interessiert, was mit Technik und mit Motoren zu tun hat.
Du hast - seit du laufen konntest - vom Fliegen geträumt – von der großen Freiheit über den Wolken. Du wolltest das Beste aus der Fliegerwelt, bessere Produkte, alle Möglichkeiten ausschöpfen, ja selbst den Kunstflug hast du anvisiert. 

Aber du hast auch - wie wir alle - davon geträumt, ein einmaliges und gutes Leben zu führen, den Menschen um dich herum ein guter Mitmensch zu sein.

Einige dieser Träume hast du verwirklichen können.
Aber ich darf und will hier nicht verschweigen, dass auch Träume in deinem Leben geplatzt sind.
Nicht alles ist dir gelungen, etliche Rückschläge hast du verkraften müssen, private und geschäftliche – auch Ärger im Club.
Manchmal bist du ausgebrochen und einiges ist in die Brüche gegangen.

Es gibt ein Sprichwort, das da sagt: Jeder Mensch hat die Fehler seiner Vorzüge und die Vorzüge seiner Fehler. Mit anderen Worten: jede Eigenschaft, die wir an anderen Menschen schätzen, hat auch ihre Kehrseite, mit der wir so unsere Schwierigkeiten haben, und umgekehrt: jede Eigenschaft, die uns an unseren Mitmenschen stört, hat auch wiederum ihre Vorteile, die diesen Mitmenschen gerade wieder liebenswert macht.

Und so ist es wohl auch bei Gottfried gewesen: Seiner Begeisterungsfähigkeit für viele Projekte haben wir wohl nicht immer folgen können und – ja, vielleicht auch nicht folgen dürfen, aber andererseits hat gerade diese Begeisterung etwas Einmaliges bewirkt, einen Schneeballeffekt, der etwas in Bewegung gebracht hat.

Oder ein anderes Beispiel: Sein Lächeln, seine Kontaktfreudigkeit, sein Vertrauen in die Ehrlichkeit anderer Menschen, seine vorbehaltlose Offenheit haben ihm manche Enttäuschung eingebracht, haben ihm aber auch andererseits viel Sympathie, viel Freundschaft beschert – die vielen Anwesenden aus allen Teilen Belgiens und aus den Nachbarländern sprechen hier eine eindeutige Sprache

Lassen Sie mich einen Abschnitt aus einem Email zitieren, das ich vom Vorstand des Nationalverbandes der belgischen Ultraleichtflieger erhielt, dem ich die Nachricht vom tragischen Schicksal unseres Freundes Gottfried übermittelt hatte:

"La communauté de l’ULM et le club de Büllingen en particulier perdent un grand bonhomme. Grand par sa sympathie, par sa jovialité, par sa bonne humeur éternelle, par son sens de l’accueil et de l’amitié, mais grand aussi par ses compétences dans le monde de l’ULM, que se soient ses talents vélivoles, mais aussi de mécanicien, d’organisateur et d’animateur dans votre club.
Ce jour est vraiment à marquer d’une pierre noire et nous plonge dans une profonde tristesse - tellement Gottfried était une personne unique, telle que chaque club rêve de posséder en son sein."

Vor allem die letzten Worte umreißen in schöner poetischer Form das, was wir als seine Clubkameraden empfinden: Wir sind dankbar, dass wir ihn - so engagiert wie er war - in unseren Reihen haben durften, dass wir das Glück hatten, so viele schöne Augenblicke seines Lebens mit ihm teilen zu dürfen.

Denn teilen, das konnte und wollte Gottfried: sei es, dass er der gesamten Fliegerwelt seiner Begeisterung über wunderschöne Ausblicke über den Wolken per Funk Luft machte, sei es, dass er auf fremden Plätzen sogleich all sein Werkzeug auspackte, wenn irgendein Pilot ein technisches Problem hatte, sei es, dass er jüngere, unerfahrene Piloten bei ihren Flugübungen beobachtete und ihnen Tipps und Erklärungen lieferte, wenn sie mit ihre Landung innerlich nicht ganz zufrieden waren.

In dieser Hinsicht folgte er ganz und gar dem Beispiel unseres Gründers und ersten Präsidenten, Pastor Peter Messerich von Bütgenbach, den wir liebevoll „Messerschmitt“ nannten.
Noch wenige Tage vor seinem Unfall hat er alles daran gesetzt, einem guten Freund und Clubkameraden  zu helfen, sich ebenfalls endlich seinen Kindertraum zu erfüllen.

Sicher habe ich hier nicht alle Facetten seines Lebens hier umreißen können. Wie ich schon gesagt habe, hatten wir vom Aero- und Modellclub Feuervogel dasGlück, vor allem Augenblicke des Glücks und der Entspannung mitzuerleben. Ich möchte also das Lebensbild von Gottfried hier nicht verzerren
In einem Punkt aber werden mir wohl alle, die ihn kennen, zustimmen können: Gottfried hat weder Mühen noch Strapazen gescheut, um sich herum Gemeinschaft aufzubauen. Er ist immer hilfsbereit gewesen und hat sich selbst - und ungerechterweise vielleicht auch seine Nächsten – in den Hintergrund gerückt, wenn es hieß, jemandem zu helfen.
Aber dies ist – in meinen Augen – eine zutiefst christliche Grundeinstellung – auch wenn, wie wir alle wissen – Gottfried kein überaus eifriger Kirchgänger gewesen ist.

Gottfried – du wirst uns fehlen, du wirst uns sehr fehlen: überall im Club stoßen wir tagtäglich auf Spuren deines Wirkens – und jedesmal gibt es uns einen Stich ins Herz, wenn wir feststellen müssen, dass du nicht wie bisher einfach wieder auftauchst, wenn wir dich brauchen.

Und wenn das uns schon so ergeht – um wieviel schlimmer müssen es deine Nächsten dann wohl spüren ?

Eines aber ist gewiss: deine manchmal kräftigen Aussprüche, deine mit vollem Engagement eingebrachte Sachkenntnis und dein ehrliches herzliches Lachen werden uns noch lange in den Ohren klingen

und: 

so lange wir uns an deine Vorzüge erinnern, bleibst du in unserer Mitte.

Ich danke dafür, dass wir dies hier sagen durften.

 

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